Fragwürdige Absage des albafestival
Veröffentlicht am 08.09.2021 von Përparim Avdili, Gemeinderat FDP Kreis 9
Die Regierungspräsidentin hat am Donnerstag, 2. September 2021, mittels Präsidialverfügung die Bewilligung für die Durchführung des albafestivals vom 4. und 5. September 2021, die auf der Brache des Hardturmareals in Zürich West hätte stattfinden sollen, entzogen. Neben den epidemiologischen Gründen mit Verweis auf die Auslastung der Spitäler führt die Regierungspräsidentin auch auf, dass in diesem konkreten Fall der Bezug zu einer spezifischen Gemeinschaft zum Entscheid geführt hat. Die sehr kurzfristige Absage des Events, trotz Erfüllung sämtlicher Schutzmassnahmen (der Eintritt am Anlass wäre nur mit COVID-Zertifikat möglich gewesen) und die Argumentation in Bezug auf die spezifische Bevölkerungsgruppe, haben grossen Unmut ausgelöst.
So hinterlässt sowohl der meines Erachtens willkürliche Entscheid, die skandalöse Begründung und dann anschliessend auch die völlig unverständliche Zurückhaltung gegenüber den Medien und der Öffentlichkeit seitens Regierungsrats mehr als nur einen bitteren Nachgeschmack. Es hinterlässt einen Riss in der Gesellschaft und ein Misstrauen dem Staat und der Politik gegenüber. Es hinterlässt aber auch eine grosse Verunsicherung bei den ganzen Event- und Gastrobranche, die als Wirtschaftszweig schon mehr als genug hat leiden müssen während der Pandemie, wenn so kurzfristig Events abgesagt werden können.
Aus epidemiologischer Sicht mag der Entscheid, und das habe ich auch immer klar festgehalten, durchaus nachvollziehbar erscheinen. Die FDP steht voll und ganz hinter sämtlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen und wird das auch politisch in jeder Form stützen. Es ist, um es in aller Deutlichkeit zu sagen, ein Affront gegen unsere Grundrechte und dem Rechtsstaat gegenüber.
Wenn man dem eigenen Schutzkonzept mit dem sogenannten 3G, wonach die Veranstalter alles vorbildlich erfüllt hat, nicht mehr traut, dann gilt es dies über den politischen Weg entsprechend anzupassen. Dann nämlich auch so, dass es für alle gilt. Wir waren alle Zeugen, wie am letzten Wochenende alles andere stattfinden durfte, mitunter auch ein Umzug ohne jegliche Schutzmassnahmen.
Das Ganze betrifft auch unsere Stadt, im politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Sinn: Ein Anlass in unserer Stadt mit Ausstrahlungskraft weit über die Stadtgrenzen hinaus und einer Wirtschaftsleistung weit über den Event hinaus. Eine Betroffenheit unter den Gästen, sehr viel auch Bewohnerinnen und Bewohner unserer Stadt, Steuerzahler sowie Wählerinnen und Wähler, gegenüber denen wir auch eine Verantwortung haben. Es ist an uns klare Botschaften rauszusenden, dass man Menschen nicht aufgrund einer ethnischen Zugehörigkeit aussortiert.
So überrascht es, dass seitens des Stadtrats in keiner Form dazu Stellung genommen wurde, zumal sich der Stadtrat nicht ungern und nicht selten zu verschiedensten Themen äussert, auch ausserhalb des direkten Kompetenzbereiches. Als betroffene Stadt kann man sich letztlich auch bei der Kantonsregierung dazu äussern.
Abschliessend soll noch erwähnt sein, dass unter anderem auch genau ein solcher Event als Botschafter für eine Impfkampagne hätte dienen können – die Veranstalter hatten sogar eigens für diesen Anlass einen Impfbus des Kantons vorgesehen. Ironischerweise wurde man davor noch von der Regierung dafür gelobt. Wie kontraproduktiv nun die Aktion war versteht sich von alleine. Jetzt gilt es besonders, und richte ich meine Botschaft an den Stadtrat, diese Menschen abzuholen – letztlich auch im Sinn einer Impfkampagne.