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Wie viel darf unser Gesundheitswesen kosten?

Veröffentlicht am 30.10.2022 von

Dr. med. Bettina Balmer, Kantonsrätin FDP Zürich Kreis 7+8

Nun ist es wieder so weit, am 27.9.22 liess Bundesrat und Gesundheitsminister Alain Berset die Katze aus dem Sack- die Krankenkassenprämien steigen in der Schweiz dieses Jahr markant. Das ist für den bereits mit steigenden Energiepreisen konfrontierten Mittelstand ein Schock und ein Ärgernis – das sich auch nicht wegreden lässt, indem man auf die sehr gute, überdurchschnittliche, allen zugängliche und innovative medizinische Versorgung und auf die hohen Investitionenbeispielsweise für den Neubau des Kinderspitals oder des Universitätsspitals verweist.

In der Politik werden nun allenthalben Rufe nach einem weiteren Ausbau der Prämienverbilligungen laut. Prämienverbilligungen sind ein sehr wichtiges und richtiges Instrument, um diejenigen finanziell zu entlasten, die sich die ordentlichen Prämien nicht leisten können. Der Kanton Zürich ist dabei im interkantonalen Vergleich aber bereits stark engagiert und erst kürzlich wurden die Prämienverbilligungen erneut erhöht. In der jetzigen Situation ist diese Diskussion also falsch, wird mit einer weiteren giesskannenartigen Erhöhung der Prämienverbilligungen doch nur das Symptom bekämpft und nicht die Ursache, nämlich die stetig steigenden Kosten im Gesundheitswesen.

Es braucht eine Digitalisierungsoffensive, einen neuen Tarif und sorgfältigen Umgang mit den Ressourcen im Gesundheitswesen

Als Ärztin und Politikerin stelle ich fest: Im Gesundheitswesen fehlt eine Digitalisierungsstrategie, die diesen Namen verdient. Die sogenannte nationale e-health Strategie ist ungenügend und sie kommt sehr spät. Dabei liegt genau hier enorm viel Sparpotential brach und versickern hier Prämiengelder in Millionenhöhe. Damit es bei der Digitalisierung im Schweizer Gesundheitswesen keinen Flickenteppich mit 26 oder noch mehr unterschiedlichen, nicht miteinander kompatiblen Lösungen gibt, benutze ich die Analogie zur Eisenbahn: die Gleise müssen einheitlich sein und zur Verfügung gestellt werden, die Betreiber der Züge dürfen durchaus unterschiedlich agieren. Es braucht also eine funktionierende, anwenderfreundliche und schweizweit kompatible Hard- und Software. Erst dann kommt der individuelle Digitalisierungszug in Fahrt. Weiter muss das BAG endlich Vorwärtsmachen beim neuen Tarif (Tardoc), ein Projekt, das von Bundesrat Berset leider eher blockiert wird. Ebenfalls viel Potential liegt brach in der nicht vorhandenen, überregionalen, ja überkantonalen Spitalplanung. Man muss sich der Diskussion stellen, ob wirklich jedes Spital alles machen soll, welche Leistungen wann sinnvoll sind und wo eine Konzentration auf wenigere, grössere Zentren vernünftiger wäre - ohne Abbau der Qualität der Gesundheitsversorgung notabene.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, eigenverantwortlich das bestehende Sparpotential zu nutzen. Entscheiden Sie sich für die für Sie richtige Franchise und für das für Sie richtige Modell der Erstanlaufstelle. Das individuelle Sparpotential bei den Prämien ist beträchtlich. Gehen Sie nur in den Notfall, wenn es nötig ist, ansonsten bieten auch das Aerztephon oder Hausärzte eine ausgezeichnete Anlaufstelle. Schliesslich möchte ich noch auf die Initiative «smarter medicine – choosing wisely» aufmerksam machen. Diese Initiative wird von einem breiten Trägerverein unterstützt und will dafür sensibilisieren, dass bei gewissen Behandlungen weniger Medizin mehr Lebensqualität bei gleichbleibender Behandlungsqualität für die Betroffenen bedeuten kann: eine absolute win-win-Situation.

Dieser Artikel wurde am 26.10.22 im Lokalinfo Zürich Nord publiziert. HIER finden Sie die Ausgabe (Artikel auf Seite 13)

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