Hochschulgebiet: Chance Quartierpiazza, Risiko Schleichverkehr
Veröffentlicht am 20.01.2019 von Marc Bourgeois, Kantonsrat FDP Zürich 7+8

Die weit und breit einzige Hauptverkehrsstrasse (in Rot) führt mitten durch das Hochschulgebiet (Quelle: GIS-Browser Kanton Zürich mit Hauptstrassennetz)
Der Schleier über der ersten Etappe des neuen Hochschulgebiets ist gelüftet. Es zeigt sich, dass die Suppe nicht so heiss gegessen wird, wie sie gekocht wurde. Die Gebäudehöhen liegen deutlich unter dem Zulässigen. Die Verträge für die Wohnraumrückführung stehen. Und auch die Durchwegung für zu Fuss Gehende ist gut – weit besser als heute.
Chance für einen Begegnungsort
Besonderes Potential sehen wir in der eigentlichen «Piazza», die das Quartier erhält. Sie entsteht im Raum der heutigen Turnhallen an der Ecke Rämi-/Gloriastrasse und bekommt eine eigene Haltestelle. Der überirdische Teil des Kollegiengebäudes folgt dahinter im Raum der heutigen Tartanbahn.
Damit dieser neue Begegnungsort auch von der Bevölkerung angenommen wird, braucht es aber mehr als eine spartanische Uni-Caféteria mit beschränkten Öffnungszeiten. Wieso nicht privaten Anbietern wie einem Boulevard-Café, einem Restaurant und einem Mini-Market die Chance geben, diesen öffentlichen Raum auch in vorlesungsfreien Zeiten zu beleben?
Scheuklappen bei der Verkehrsplanung
Beim Verkehr sieht die Situation düsterer aus. Zwar wurde an alles gedacht, was die Erschliessung des Hochschulgebiets selber betrifft. Dass daneben auch noch das «richtige Leben» stattfindet, ging dabei vergessen. Das Hochschulgebiet wird aber von der einzigen kantonalen Hauptverkehrsstrasse östlich der Limmat durchquert. Die Achse Rämi-/Universitätsstrasse verbindet weite Gebiete mit dem Glatttal, der Ostschweiz und dem Flughafen. Täglich verkehren bis zu 20'000 Fahrzeuge – mehr als im Gotthardtunnel.
Wenn die Folge der geplanten «lebhaften Strassenumgebung» ist, dass sich Verkehrsteilnehmer ständig in die Quere kommen, so wird auf dieser Achse zusätzlich zu den Problemknoten Rigiplatz und Pfauen ein weiterer Riegel gebildet. Überregionaler Verkehr verschwindet aber nicht, indem man ihn «wegplant». Hottingen und Fluntern sind deshalb grossflächig von Schleichverkehr bedroht. Neben der Achse Bergstrasse – Gladbachstrasse sind Quartierstrassen wie die Freiestrasse, die Plattenstrasse und viele weitere Schleichwege betroffen. Ohne funktionsfähige Hauptachse zwischen Pfauen und Irchel werden die Anwohner die Zeche für das Hochschulgebiet bezahlen.