Ein Weihnachtsmärchen von der Toleranz
Veröffentlicht am 05.12.2024 von Yasmine Bourgeois, Gemeinderätin
Es war einmal in der Stadt Zürich, die als eine der fortschrittlichsten und lebenswertesten Städte galt. Ihre Strassen waren sauber und von Velospuren gesäumt, es gab unzählige Freizeitmöglichkeiten und viel Grünraum, wo die Menschen ihren veganen Latte Macchiato geniessen konnten.
Aber nicht alle Bürger waren in dieser scheinbar perfekten Welt glücklich.
Die Stadt wurde durch eine linke Mehrheit regiert. Ihr hehres Ziel war es, Zürich zu einer Stadt zu machen, die nicht nur klimaneutral, sondern auch moralisch einwandfrei war. Doch ihr Eifer führte dazu, dass sie immer öfter darüber entschieden, wie die Menschen zu leben hatten. Und natürlich finanzierten sie ihre Pläne mit den Steuergeldern der Bürger.
Die Bürger mussten sich an immer mehr Regeln halten: Die Stadt verkündete, dass Autos in der Innenstadt fortan unerwünscht seien, und begann, den Autoverkehr systematisch einzuschränken, sodass die älteren Bürger vor grosse Probleme gestellt wurden und die Gewerbetreibenden nicht mehr wussten, wie sie ihre Ware liefern konnten.
Sogar die Sprache wurde reglementiert: Wer die eingeführten Gendersternchen nicht nutzte, galt als rückständig und intolerant. Fleisch wurde in städtischen Einrichtungen fast vollständig durch vegane Alternativen ersetzt – für Klima und Tier. Und selbst beim beliebten Zürifäscht wurden die grössten Publikumsmagnete gestrichen – konnte man doch kein Feuerwerk und keine Flugshows mehr tolerieren.
Eines Tages war der Unmut der Bürger so gross, dass ein Handwerker beim Rat vorsprach. «Ich verstehe, dass ihr die Welt verbessern wollt», sagte er, «aber warum dürfen wir nicht selbst entscheiden, wie wir das tun? Warum wird mir vorgeschrieben, mit welchem Verkehrsmittel ich meine Ware ausliefern darf, was ich essen soll oder wie ich mit meinen Kunden sprechen muss?»
Der Rat war erstaunt. «Wir machen das doch für euch! Damit die Stadt ruhiger und moralisch korrekt wird.» Doch der Handwerker entgegnete: «Aber warum nehmt ihr das hart verdiente Geld eurer Bürger und zwingt uns Regeln auf, die unser Leben immer komplizierter machen. Toleranz heisst nicht, andere zu zwingen, nach aufdoktrinierten Idealen zu leben. Es bedeutet, Raum für unterschiedliche Meinungen und Lebensweisen zu lassen!»
Man diskutierte noch die ganze Nacht. Schliesslich lernte die linke Mehrheit im Rat, dass der Weg zu einer besseren Gesellschaft nicht über Zwang und Vorschriften führt, sondern über Toleranz und Güte.
Es wäre schön, wenn Märchen wahr würden. Der glückliche Ausgang dieses Märchens führt nur über echte Toleranz – dem Respekt, der Akzeptanz und der Anerkennung von unterschiedlichen Meinungen und Lebensweisen.